Aias frisst meinen Laptop

Erst allmählich wird mir die Kraft und Reichweite dieser Webseite bewusst! Sie ist mein nützlichstes Tool und meine stärkste Waffe in der Krise.

Angefangen hatte alles ganz harmlos. Seit 1986 lebte ich in Ikaria, in einem 300 jährigen Steinhaus, ohne Strom und ohne fliessend Wasser. Ein Raum für die ganze Familie, hier wurde gewohnt und geschlafen, Toilettenhäuschen gab’s hinter dem Haus, gekocht wurde am Kamin. Es war das Elternhaus der Familie meines Mannes Pantelis. Für sie war alles ganz normal, so war Pantelis aufgewachsen, seine Eltern und alle Generationen davor. Für mich war das Neuland.

Wie alles begann…

Ich stamme aus der Ostschweiz, St. Gallen, Stadt, geboren und aufgewachsen, Schweizer Eltern. Ich war jung und verliebt, fühlte mich wie Robinson Crusoe, alles war neu für mich, fremd und faszinierend.

Nach 11 Jahren in Ikaria ohne Strom und fliessend Wasser bei uns zuhause, sollte ich 1997 für eine Weiterbildung als Lebensbegleiterin, heute sagt man Coach, eine Abschlussarbeit von 200 Seiten einreichen. Ich also auf einem meiner Besuche in St. Gallen in ein Geschäft und fragte nach einer Schreibmaschine. Der Verkäufer sah mich skeptisch an und sagte: „Schreibmaschine? Junge Frau, in welchem Jahrhundert leben sie denn? Heutzutage kauft man sich einen Laptop!“ Ich: „Ja schon, aber da wo ich wohne, gibt es keinen Strom.“ „Um Gottes willen wo wohnen sie denn?!?“

Der Verkäufer hatte mich also überzeugt und ich bin mit einem nagelneuen, damals noch riesigen schweren Schlepptop zurück nach Ikaria gereist. Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nur, mit welchem Knopf man ihn an- und wieder abstellt. In Ikaria gab es damals in Raches, einen einzigen jungen Mann, der Computer hatte, Michalis, er war meine ganze Hoffnung! Er hatte mir versprochen den Laptop zu erklären. Ich fuhr also zu ihm. Er öffnete die Kiste. „Wouw! Toll! Aus der Schweiz, teures Ding!“ Lies ihn hochfahren, drückte ein wenig auf den Tasten rum. Klappte den Deckel zu „Sorry ist alles auf Deutsch, musst du selber kucken wie du klar kommst!“

Ich sass also da und habe nächtelang versucht im Dorf, da gab’s Strom, herauszufinden wie mein Laptop funktioniert. Internet gab’s sowieso keines. Ich benutzte ihn also nur als Schreibmaschine.

2011 Mein Online Debut

Als Ursula´s Ikaria 2011 zum ersten Mal online ging, war alles noch sehr bescheiden und simpel. Ich bekam damals von Freunden und Bekannten viele Emails mit immer den gleichen Fragen. Martin war Programmierer in Zürich und so bat ich ihn, doch einen Blog für mich einzurichten, dann könnten alle einfach alles nachlesen. Da ich gerne immer den kürzesten Weg nehme, erschien mir dies als die einfachste Lösung. Ich hatte natürlich keine Ahnung!

Die Idee: Martin in der Schweiz baut ein Gerüst, ich in Ikaria, fülle es mit Inhalten. Ich war das absolute Greenhorn! Ich hatte noch nie im Leben eine Webseite betreut! Mir war gar nicht bewusst, wie zeitintensiv und arbeitsaufwändig das alles werden würde. Ohne Martin´s Hilfe wäre diese Webseite nie entstanden! Ich musste mir alles mühsam erarbeiten. Wie man eine Seite aufsetzt, wie man Fotos einbaut, wie man die Seiten verlinkt und so weiter und so fort. Ich brauchte unendlich viel Zeit für alles und es war ein ziemliches Gebastel.

Aber nichts desto trotz fing ich langsam an Geschmack daran zu finden. Plötzlich konnte ich ganz viele Menschen auf einmal erreichen. Wie viele? Das merkte ich erst später. Ich schrieb damals vor allem für meine Familie und Freunde. Um ihnen zu berichten, wie ich hier lebe und wie es mir geht. Und um ihnen die Reise zu mir zu erleichtern. Es gab ja nichts Deutschsprachiges diesbezüglich im Netz. Bald stellte ich mit Erstaunen fest, dass immer mehr Besucher auf meinem Blog lasen, aus allen deutschsprachigen Ländern. Es schien also ein offensichtliches Bedürfnis zu bestehen! Die Leser fingen an, mir Emails zu schreiben und um mehr Reiseinformationen zu bitten. So bekam ich immer neue Inputs für neue Themen.

Relaunch auf dem Gartentisch

Ein nützliches Tool in der Krise

Als dann die Krise losbrach, erhielt ich unzählige Anfragen: Wie können wir helfen? Mir wurde plötzlich bewusst, dass so ein Blog auch ein hilfreiches Werkzeug sein kann! Wir könnten Geld sammeln und hilfsbedürftige Familien unterstützen! Gesagt, getan! Aber sehr bald merkte ich, dass es gar nicht so einfach war. Damals wollte noch keiner zugeben, dass er in Geldschwierigkeiten war. Keiner wollte es so richtig wahrhaben. Wie konnten wir also hilfsbedürftigen Familien unterstützen, ohne dass sie ihr Gesicht verloren und in ihrem Stolz gekränkt wurden?

Ich suchte verzweifelt nach Lösungen, denn an willigen Spendern mangelte es nicht! (Ein dickes Evharisto an alle!). Damals beendete meine Tochter Selina gerade die Oberstufe. Ein Lehrer sagte ihr im Scherz beim Abschied: „Du hast es gut, du kannst jetzt an die Uni gehen.“ Uni-versität bedeutet für die Jugendlichen Auswandern von Ikaria, da es hier keine Uni gibt. „Denn nächstes Jahr müssen wir und die Schüler Heizöl von zuhause mitbringen, wenn wir nicht in tiefgekühlten Klassenzimmern sitzen wollen. Der Staat ist pleite!“ Als Selina mir das erzählte, hatte ich mein erstes Spendenprojekt gefunden!

2012 meine erste Spendenaktion

2012, nicht mal ein Jahr seit der Geburt des Blogs, starteten wir den ersten Spendenaufruf für Heizöl für die Schulen von Raches! Warum nur Raches? Weil es auf Ikaria die einzigen Schulen in den Bergen sind, alle anderen befinden sich in Küstennähe und somit in einer milderen Klimalage.

Ich unterstütze mit meinen Projekten Vorkindergarten, Kindergarten, Grundschule, Gymnasium/Lyceum und den Sportverein von Raches, insgesamt rund 300 Kinder, deren Lehrer, Trainer und Familien.

Auf diesem Weg kommt das Geld vielen Familien gleichzeitig zu Gute und alle können ihr Gesicht wahren, denn „Almosen annehmen“ und zugeben, dass man auf Spenden angewiesen ist, ist immer eine heikle Sache. Ich habe seit 2012 Spenden im Gesamtwert von knapp 30`000€ für Heizöl, Gebäudereparaturen und den Sportverein ausgegeben. Mein Herzensdank geht an alle Spender und Spenderinnen, also an euch!

Eins kam zum anderen. Alles kam in Bewegung. Ich hatte nichts ahnend einen Stein ins Wasser geworfen, und die konzentrischen Kreise wurden immer grösser und erreichten immer mehr Menschen. Da wurde mir die Kraft des Internets und des Networkings richtig bewusst.

Aias und mein Laptop

Meine Leserschaft wurde grösser und grösser. Und die Webseite wurde immer umfangreicher. Bald war ich mit einem neuen Problem konfrontiert: immer mehr Leser kamen über Tablets oder Smartphones. Meine Webseite lief aber auf einem alten System und war auf den neuen Medien schlicht unbrauchbar. Ach die Technik!

Lange gingen Martin und ich damit schwanger. Wir sind aber beide voll arbeitstätig und so versuchen wir in unserer Freizeit unser Bestes. Martin ist Programmierer, ich bin die absolute Technikbanause und liefere nur die Inhalte. Ich hatte kein Geld und er keine Zeit um ernsthaft die dringende Neukonstruktion, das Redesign mit allem Drum und Dran anzupacken. Wir pröbelten herum, suchten nach billigen Lösungen, bastelten wieder. So ein professionelles Redesign kostet auch in Griechenland 5000€ aufwärts und dieses Geld hatten wir nicht. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen!

2015 Redesign & Relaunch

Da kam Theodore Kargas, mein Nachbar ins Spiel. Falls du den Film „Little Land“ auf Arte gesehen hast, und dich immer gefragt hast, was wohl aus dem Hauptdarsteller geworden ist? Das ist er, mein Nachbar. Ein ehemaliger Programmierprofi aus Athen. Er lebt glücklich in Ikaria. Heutzutage hat er sich ganz der Natur verschrieben und stellt hochwertige ätherische Öle aus wilden Heilpflanzen her.

Natürlich ließ er sich erweichen. Er ist wie wir alle von der Krise betroffen und braucht das Geld. Er nimmt Computerjobs nur noch aus finanzieller Notlage an. Und so baute er die letzten Wochen für wirklich kleines Geld meine ganze Webseite um. Es ist vielmehr ein Freundschaftsdienst als ein Job! Unglaublich wie viele Stunden und Nächte er daran gesessen und immer wieder geduldig auf meine Wünsche und Martin´s Layout-tipps eingegangen ist. Alles machte er möglich. Für mich ein Magier!

Ich kämpfte mal wieder tage- und nächtelang mit der Technik, bemühte mich, die neuen Elemente anzuwenden, eine schöne Form zu finden, alles übersichtlich und leserfreundlich zu gestalten. Was dabei herausgekommen, erfüllt mich mit grosser Freude und Stolz! Ich hoffe, dass ich meine Ziele nun noch mehr ins Licht rücken und noch besser verfolgen kann!

Meine Ziele

  • Ikaria bekannter machen!
    Es gibt viele Ikarioten, die haben ein kleines Familienunternehmen, aber keinen Zugang zur deutschen Sprache und somit auch nicht so recht zu ihren deutschsprachigen Besuchern und Kunden. Ich möchte ihr Sprachrohr sein!

  • Ikaria leichter erreichbar machen!
    Es scheuen sich viele Besucher nach Ikaria zu reisen, weil die üblichen Reiseinformationen im Netz gelinde gesagt, diffus und widersprüchlich sind und die Anreise sehr kompliziert erscheinen lassen. Ich möchte dir mit meinem Reiseblog den Weg nach Ikaria erleichtern.

  • Ikaria direkt unterstützen!
    Jeder Euro, den du in einer Taverne oder Pension ausgibst, kommt dieser Familie direkt zugute! Über die Krise hört man zwar nicht mehr viel, aber sie ist noch immer und überall präsent.

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Seit 2011 trage ich alle Infos und Geschichten rund um Ikaria zusammen und schreibe kontinuierlich und mit viel Herzblut weiter. Inzwischen finden immer mehr Leser hierher. Es freut mich, dass auch du dazu gehörst!

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