Raches – das Dorf der Freigeister

Ich empfehle auf alle Fälle einen Ausflug nach Raches zu machen. Raches ist das Markenzeichen von Ikaria, manche nennen uns die Gallier von Europa!

In Raches ticken die Uhren anders! Unser Dorf ist berühmt wegen seiner ganz eigenen relaxten Atmosphäre unter den hundertjährigen Platanen, und dem Inbegriff der Mentalität der Blue Zones, der Insel der Unsterblichen…

Raches im Schatten der hundertjährigen Platanen

Auch Christos Raxes oder Christos Rachon geschrieben, kurz Raches (Betonung auf a) genannt, ist ein wunderschönes ganz besonderes Dorf in den Bergen 5 Kilometer oberhalb von Armenistis. Christos Raches war der Verwaltungssitz von Westikaria, der bis 2010 neben Agios Kurikos und Evdylos eine eigenständige Gemeinde war. Auch nach dem Zusammenschluss der drei Verwaltungsbezirke aufgrund der Finanz-Krise ist Raches Regionshauptort geblieben. Dort befinden sich die Schulen (Kindergarten, Unter- und Oberstufe), Krankenstation, Apotheke, die Post, Geldautomat, die Tankstelle, ein Sportplatz und viele kleine Shops und Kaffehäuser, welche sich um den Ortskern gruppieren. Wohnhäuser findet ihr kaum, man mag sich wundern wo die sind: sie liegen verstreut fast unsichtbar in die Umgebung eingebettet. Ein Überbleibsel aus der Piratenzeit, als man seine Häuser noch möglichst gut verstecken musste…

Távli - das griechische Nationalspiel

Tagsüber ist es besonders schön um die Mittagszeit. Gönnt euch einen griechischen Frappé unter den kühlen Platanen und beobachtet das gemütliche  Dorftreiben! Aber Vorsicht: ich meine natürlich die griechische Mittagszeit, also zwischen 12.00 und 15.00 Uhr! Dann füllt sich das sonst etwas verschlafen wirkende Dorf plötzlich mit Menschen und Kindern. Es wird eingekauft, flaniert, ein Schwätzchen bei Kaffee unter den schattenspendenden Platanen getrunken und natürlich leidenschaftlich Tavli gespielt.

Ursula´s Shop

Mein Geschäft ist übrigens in Raches mitten in der Platia, braucht nur nach Ursula zu fragen…

Das besondere Flair von Raches liegt daran, dass es noch ein in sich intaktes authentisches griechisches Bergdorf ist, welches nicht groß vom Tourismus sondern von den Einheimischen lebt. Tourismus wird in Raches sehr klein geschrieben und besteht eigentlich nur aus griechischen „Touristen“ im August. Die meisten davon sind im Sommer heimkehrende Auswanderer-Ikarer der zweiten und dritten Generation, welche ihre Grosseltern und Verwandten besuchen.

Tageszeiten, in denen sich ein Besuch von Raches unbedingt lohnt!

Winter, Vor- und Nachsaison: 12.00-16.00 Uhr / Hauptsaison (Juli, August): 12.00-16.00 Uhr und abends nach 21:00 Uhr…

Vorsicht mit den Geschäftsöffnungszeiten! Raches lebt nach der Sonnenuhr! So eine Art Gallierdorf, oder Asterixdorf, Bezug nehmend auf die Hinkelsteine an den drei Dorfeingängen. Unter diesem Namen ist es auch in Griechenland berühmt geworden und schon einige Dokus sind hier gedreht und unzählige Artikel darüber geschrieben worden. Es kursiert ein hartnäckiger Mythos, dass tagsüber alles geschlossen und die Bewohner am Schlafen seinen und sich das Dorfleben nur nachts abspiele. Natürlich ist das Quatsch! Diesen Mythos verbreiten auch gerne die Küstendörfer, um die Gäste tagsüber davon abzuhalten nach Raches zu fahren und sie in ihren eigenen Dörfern an der Küste zu halten.

Raches spontane Musiker

Wahr ist aber, dass die Geschäfte vormittags von 11.00 bis 16.00 Uhr geöffnet sind. Danach ist Siesta. Abends richten sich die Öffnungszeiten nach der Sonne, d.h. sobald die Sonne untergeht. Im Winter öffnen daher die Geschäfte schon um 18.00 Uhr, im Hochsommer erst ab 20.00 Uhr und wenn ihr den Ort und seine Bewohner in Aktion erleben wollt, dann solltet ihr im August erst nach 21:00 Uhr hier auftauchen. (Warum das so ist, erzähl ich euch auch ein andermal, ist eine lange Geschichte…) Dann erwacht der Ort so richtig und verströmt seine ganz besondere Atmosphäre. Zu jener Zeit wuselt’s an allen Ecken und Enden. Man kauft in den „Tante-Emma-Läden“ ein (man kann also bis nachts um 03.00 Zucker, Reis oder Klopapier einkaufen), man sitzt zusammen bei einem Ouzo oder Tsipouro (dem einheimischen Selbstgebrannten), spielt Tavli, sieht Fussball auf den „Freiluft-TVs“ oder hört auch mal Live-Musik, falls jemand in der Stimmung ist zu singen, und noch später spielt sich das Dorfleben in den Freiluftbars in der Platia bis in die Morgenstunden ab. Man kann diese Stimmung nicht mit Worten beschreiben. Fahrt hin und erlebt es selbst!

Wie komme ich nach Raches?

Wanderung nach Raches

ÖV gibt es leider keine. Du brauchst also einen Mietwagen oder du wanderst.

Es gibt zwei Strassen von der Küste nach Raches. Eine zweigt zwischen den beiden grossen Sandstränden Messahti und Livadi ab und führt über Agios Polykarpos und Agios Dimitrios in langen Serpentinen nach Raches. Man kommt nach einigen Kurven an einer Tankstelle vorbei.

Die andere biegt in Armenistis gleich links vom Zuckerbäcker steil von der Küstenstrasse ab und führt über Agios Dimitrios durch die Pinienwälder nach Raches. Auch auf diesem Weg trifft man auf eine Tankstelle kurz vor Raches.

Eine Wanderung von Armenistis oder von Nas im Chalaris-Tal nach Raches ist ein Muss für alle Naturfans. Beide führen durch die schattigen Pinienwälder und bieten einem alle paar Meter atemberaubende Ausblicke auf die grandiose Landschaft.

Raches bei Wikipedia

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